Verlockende Vielfalt bei Frankens „flüssigem Gold“ – Entdeckungstouren in der Heimat der Biere
(FR) Golden schimmernd oder tiefdunkel, schaumgekrönt und naturtrüb, mit leichter Malznote oder unverwechselbar rauchigem Geschmack – so abwechslungsreich und charaktervoll wie die fränkischen Landschaften und Städte präsentiert sich auch Frankens „flüssiges Gold“, das Bier. Rund 300 Brauereien sorgen hier für Vielfalt im „Seidla“, wie die Franken ihren 0,5-Liter-Bierkrug nennen. Damit findet man in Franken die höchste Brauereidichte Europas.
Einzigartige Sorten, die es nur in Franken gibt, und zahlreiche Braugaststätten, die nur für den eigenen Ausschank produzieren, sind ideale Ausflugsziele für Bierliebhaber. Romantische Bierkeller und fröhliche Feste laden ein zum unbeschwerten Biergenuss, bei dem jeder auf den Geschmack kommt.
Frankenbier: Aus Tradition besonders
Die einmalige Vielfalt der fränkischen Biere kommt nicht von ungefähr, hat das Bierbrauen hier doch schon seit Jahrhunderten Tradition. Vielerorts blickt man auf eine lange Geschichte zurück, typische Brautraditionen werden heute noch gepflegt. Seit über 1.000 Jahren wird zum Beispiel in Bamberg bereits Bier gebraut, noch heute findet man in der Stadt neun Brauereien, die über 50 verschiedene Sorten quellfrisch ausschenken. Ein besonderer Klassiker ist dabei das Rauchbier, das heute nur noch bei zwei Bamberger Brauereien erhältlich ist (www.bamberg.info). Ein exklusives fränkisches Qualitätsprodukt ist auch das „Ungespundete“. Ohne Spundungsdruck lagert dieses Bier für mehrere Wochen. So entsteht weniger Kohlensäure und das intensive Malzaroma kann sich noch besser entfalten.
Nur in Franken findet man außerdem das Zwickelbier. Unfiltriert und nährstoffreich kommt diese Spezialität direkt aus dem Bierkeller ins Glas. Diese „Keller“ sind ebenfalls eine echte fränkische Institution. Oft wurden sie in den Fels getrieben oder im Wald unter schattigen Bäumen angelegt, damit man das Bier im Sommer kühl lagern konnte. Natürlich dauerte es da nicht lange, bis die praktisch denkenden Franken auf die Idee kamen, den süffigen Gerstensaft gleich an der Quelle auszuschenken. Inzwischen sind dank moderner Technik natürlich keine Bierkeller mehr für die Lagerung nötig. Die oft romantisch von alten Kastanien überschatteten Bierkeller sind im Sommer aber noch immer beliebte Ausflugsziele.
Qualität und beste Rohstoffe für das fränkische Bier
Gebraut wird in Franken streng nach dem Bayerischen Reinheitsgebot, das 1516 vom Bayerischen Herzog Wilhelm IV. in Ingolstadt erlassen wurde. Nur Gerste, Hopfen, Hefe und Wasser darf in ein „Bayerisches Bier“ – und diese Herkunftsangabe ist sogar von der EU geschützt. Bei den Rohstoffen ist Franken besonders begünstigt: Zum frischen Quellwasser gesellen sich fränkischer Hopfen bester Qualität und die gute Braugerste, die vor allem im Nordosten Frankens gedeiht.
Beim Bier machen Franken gemeinsame Sache
Die Leidenschaft der Franken für ihre Biertradition rührt wohl auch daher, dass die Produktion des süffigen Getränks seit jeher Gemeinschaftssache war. Seit dem 15. Jahrhundert gab es in vielen Ortschaften gemeindeeigene Brauhäuser, in denen die Bürger gegen „Kesselgeld“ ihr Bier brauen lassen konnten. So musste die Ausrüstung, vor allem der teure Braukessel, nur einmal angeschafft werden. Außerdem sorgten die professionellen Brauer in dem sogenannten Kommunbrauhaus für beste Qualität.
Eine Stadt mit über 5.000 Brauereibesitzern
Bei so viel gemeinschaftlicher Brautradition ist es auch nicht verwunderlich, dass die letzte kommunale Brauerei Deutschlands in Franken zu finden ist. Etwa 5.100 Brauereibesitzer gibt es in Spalt, denn jeder Bürger hat hier Anteil an der kommunalen Brauerei. Geschäftsführer ist der Bürgermeister. Überhaupt dreht sich in der Stadt alles ums Bier, schließlich ist die Gegend um Spalt ein weltberühmtes Hopfenanbaugebiet. Und das nicht erst seit gestern: Bereits 1583 schützte man dieses fränkische Qualitätsprodukt mit dem weltweit ersten Hopfensiegel.
In Spalt verfolgen Besucher die Entstehung der süffigen Spezialität vom Hopfengarten bis zum Bierkrug. Im Hofengarten des Hopfen- und Biermuseums kann man beim Hopfenzupferfest (3. September 2011) selbst mit Hand anlegen, wenn die Dolden geerntet werden. Im Museum erfährt man dann, wie daraus das schmackhafte Spalter Bier entsteht (www.spalt.de).
Frankenbier: Braukünstler vor dem Herrn
Nicht nur die fränkischen Gemeinden, sondern allen voran auch zahlreiche Klöster haben über die Jahrhunderte eine reiche und oft auch reichhaltige Brautradition entwickelt. So ist beispielsweise das Franziskaner-Kloster auf dem Kreuzberg in der Rhön durch seine Klosterbrauerei nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern auch Pilgerstätte für Bierliebhaber.
Um das beste Brauverfahren zu finden, studierten die Mönche sogar römische Schriften. Dank ihres Fachwissens konnten sie deshalb oft besseres Bier brauen als die weltlichen Braumeister in der Umgebung. Das starke, nahrhafte Getränk, das hinter Klostermauern aus Hopfen und Malz entstand, spielte besonders in der Fastenzeit als „flüssiges Brot“ eine wichtige Rolle für die Mönche, die während dieser Wochen kaum etwas zu sich nehmen durften. Im Lauf der Jahrhunderte entwickelte sich die Tradition der Starkbieranstiche im März, die heute noch vielerorts mit einer „Fastenpredigt“ einhergehen.
Vom Biertrinker zum Bierkenner
Wer diese und andere süffige Spezialitäten nicht nur genießen, sondern auch etwas über die Tradition erfahren möchte, wird in Franken ebenfalls fündig. Alles über die Hintergründe und die Geschichte der Braukunst erfährt man bei einem Besuch in einem der zahlreichen Brauereimuseen. Hier kann man Biergeschichte mit allen Sinnen erleben. Ob in historischen Brauereigebäuden oder im eindrucksvollen Felsenkellerlabyrinth – die Museen faszinieren ihre Besucher mit unterhaltsamen, informativen und interaktiven Ausstellungen.
In Bayreuth findet man in Maisel’s Brauerei- und Büttnereimuseum sogar das umfangreichste Brauereimuseum der Welt, mit komplett erhaltener und voll funktionstüchtiger historischer Brauerei (www.maisel.com/museum). Bier zu sehen, hören, riechen und schmecken gibt es im Bayerischen Brauereimuseum in Kulmbach mit vielen interaktiven Stationen (www.bayerisches-brauereimuseum.de). Auch in anderen fränkischen Städten und Dörfern kommt man dem „flüssigen Gold“ auf die Spur.
Den besten Einblick gewinnt, wer an einem „Bierseminar“ teilnimmt. Alles andere als trocken sind diese Veranstaltungen, die zum Beispiel in Kulmbach angeboten werden. Das kann sich zum Beispiel als „Lustige Zapferprüfung mit Kulmbacher Bürgermahl“ gestalten oder als ein bis zu dreitägiges Bierseminar: geschult wird die Biersensorik, es gibt Bierproben und natürlich deftige fränkische Küche – und Tipps, wie das fränkische Bier zur Zutat wird (www.kulmbach.de).
Eine gute Alternative bzw. Ergänzung dazu finden Sie auf der Aischgründer Bierstrasse, auf der nicht nur auf dem Planwagen eine Brauerei nach der anderen entdeckt und dort eine Bierverkostung stattfindet. Hier können Gruppen ab 8 Personen an einem Bierseminar mit allerlei Wissenswertem und Hintergründigem zum Gerstensaft teilnehmen und ein Abschlussdiplom zum Dr. b.c. (bierologis causa) erwerben.(www.bierstrasse.de)
Viele fränkische Städte haben zudem „süffige“ Stadttouren im Angebot. In Forchheim stehen gleich mehrere zur Auswahl: Da erkundet man die Felsengänge, die einst zur Bierkühlung dienten, und erschmeckt den Unterschied der Sorten bei einer Bierprobe oder man taucht mit dem legendären Bierkönig „Gambrinus“ in die wundersame Welt des Bieres ein – natürlich auch mit Bierprobe (www.forchheim.de). Ganz unkompliziert spaziert man bei der Bayreuther BierTour mit einem Kombiticket zu den bierigen Höhepunkten der Festspielstadt: inklusive Brauereimuseum, Katakomben, Stadtrundgang und Bayreuther Wirtschaften (www.bayreuth.de). Bei der BierSchmeckerTour in Bamberg etwa entdeckt man nicht nur, was in der UNESCO-Welterbestadt ins Seidla kommt, sondern lernt auch die Altstadt mit ihren faszinierenden historischen Gebäuden kennen (www.bamberg.info).
Noch besser schmeckt das kühle Bier auf dem Keller oder im Garten einer Brauereigaststätte natürlich, wenn man vorher aktiv bei einer Wanderung oder Radtour war. Unbeschwerte Touren mit Gepäcktransport führen im Steigerwald, im Frankenwald und in der Fränkischen Schweiz bierbegeisterte Wanderer und Radfahrer von einem Biererlebnis zum nächsten.
Dass man hier wirklich in der Heimat des Bieres angekommen ist, wird spätestens in Aufseß deutlich, das als Gemeinde mit der höchsten Brauereidichte der Welt im Guinness Buch der Rekorde steht. Vier Brauereien bei etwa 1.500 Einwohnern ist ein echter Rekord. Die „Brauereiwanderung“ führt Besucher durch eine reizvolle Landschaft von einer Brauerei zur nächsten. Wer alle besucht, erhält eine Urkunde als „Ehrenbiertrinker“ der Weltrekordgemeinde (www.aufsess.de).
Süffige Zwischenstopps und genussvolle Ausflugsziele
Auch ganz bequem mit dem Auto lassen sich Frankens Bierlandschaften entdecken. Rund 130 Kilometern zählt der fränkische Abschnitt der „Bier- und Burgenstraße“. Entlang des Wegs locken einige Zwischenstopps für Fans des „flüssigen Goldes“, für den Fahrer gibt es die fränkische Spezialität auch alkoholfrei (www.bierundburgenstrasse.de). Wer auf den vollen Biergeschmack nicht verzichten möchte, ist mit Bus und Bahn gut unterwegs.
Der VGN mit seinen Freizeitlinien ist dabei ein verlässlicher Partner. Ziel des Brauereien-Wander-Express etwa ist die Weltrekordgemeinde Aufseß, doch auch viele andere „bierige“ Ziele lassen sich bequem per Bus und Bahn erreichen. Dabei sorgt der VGN nicht nur für den Transport, sondern gibt mit seinen Flyern und Broschüren auch nützliche Tipps und Tourenvorschläge (www.vgn.de). Besonders stilvoll lässt sich die Reise zum Bier übrigens auch mit dem Schiff antreten. Entlang der Donau kann man sich so zu verschiedenen erlebnisreichen Stationen rund ums Bier treiben lassen.
Wenn Franken zur „Kärwa“ lädt
Tief verwurzelt in der Tradition, dabei aber auch äußerst lebendig und vielfältig ist die fränkische „Kärwa“, also das Kirchweihfest. Heute handelt es sich dabei um mehrtägige Volksfeste, bei denen das Bier eine große Rolle spielt. Ein Klassiker im Festkalender ist zum Beispiel die Erlanger Bergkirchweih (9. bis 20. Juni 2011). Auch zur „Sandkerwa“ in Bamberg (25. bis 29. August 2011) zieht es jedes Jahr zahlreiche Besucher in das älteste Stadtviertel der UNESCO-Welterbe-Stadt.
„Alla dooch“, also jeden Tag, Annafest feiern die Forchheimer vom 23. Juli bis 1. August 2011. Zwanzig Bierkeller im Forchheimer Kellerwald sorgen dafür, dass keine Kehle trocken bleibt. Fahrgeschäfte und viel Musik machen die fröhliche Feststimmung unter Eichen und Buchen komplett. Keine Kirchweih, aber ein fester Termin für Bierliebhaber ist die Kulmbacher Bierwoche (30. Juli bis 7. August 2011). Auch in den anderen Städten und Ortschaften in Franken wird den Sommer über fröhlich gefeiert – mit fränkischer Gemütlichkeit.
Würze vom Bier-Fass
Übrigens kommt der Gerstensaft in Franken nicht nur ins Glas, sondern oft auch in den Kochtopf oder in den Bräter. Von der Dunkelbiersoße zum Braten über das Salatdressing mit Weißbier bis zur Malzbierzabaione inspiriert die Spezialität die fränkischen Küchenchefs immer wieder zu neuen, spannenden und schmackhaften Kreationen. Auch die Ausgangsprodukte für das Bier sorgen für Überraschungen auf dem Teller. Vor allem der Hopfenspargel, die pikanten Sprossen der Hopfenpflanze, ist als frischer Salat eine delikate Spezialität, die man je nach Witterung von Mitte März bis Mitte April genießen kann.
Ein Fenster in die „Heimat des Bieres“
Auf der Webseite www.franken-bierland.de sind alle Informationen rund um Frankens Bier nur einen Klick entfernt. Ob es um die verschiedenen Sorten, Biertraditionen, die Termine für die schönsten Bierfeste oder die besten Rezepte geht, hier wird man garantiert fündig. Unterwegs gibt die „Bierland-App“ nützliche Tipps und weist Bierliebhabern den Weg zur nächsten genussvollen Entdeckung.
Einen ansprechenden Vorgeschmack auf die Reise zum fränkischen Bier bietet die Broschüre „Franken – Heimat der Biere“, die beim Tourismusverband Franken kostenlos zu bestellen oder online als Blätterkatalog zur Verfügung steht.
Kontaktadresse:
Tourismusverband Franken
Postfach 44 04 53, 90209 Nürnberg
Telefon 0911/94151-0, Fax 0911/94151-10
info@frankentourismus.de
www.franken-bierland.de