Es sind nicht unbedingt Holztische und Kastanien, es können auch Sonnenstühle und Palmen sein. Längst hat der Biergarten viele Gesichter – besonders im Starnberger Fünf-Seen-Land, in dem mondänes Flair auf bayerische Bodenständigkeit trifft. Entscheidend für den echten Vertreter seiner Art ist nur, dass Gäste bei Bedarf ihr eigenes Essen verzehren und am Ausschank das frisch Gezapfte dazu bekommen.
So, wie es auf Kloster Andechs schon seit 1455 Brauch ist, als die Mönche den Pilgern erstmals Gerstensaft zur mitgebrachten Brotzeit boten. Das Starnberger Fünf-Seen-Land hat heute mit die meisten echten Biergärten in ganz Oberbayern. Ein neuer Führer, der kostenlos beim Tourismusverband angefordert werden kann, weist den Weg zu den 14 Ausflugszielen mit Kultcharakter, die mit bayerischer Lebensart in ganz unterschiedlichen Facetten locken.
Wer’s richtig urig mag, genießt die Bilderbuchidylle beispielsweise im Alten Wirt in Etterschlag. Die ehemalige Poststelle, die sich schon vor mehr als 300 Jahren in ein Wirtshaus verwandelte, setzt voll auf Tradition: Biertische und lange Bänke sind im aufgekiesten Boden fest verankert, man lässt sich nieder, wo gerade noch ein Plätzchen frei ist und kommt ins Gespräch. Schatten für die bis zu 500 Besucher spenden die riesigen Kastanienbäume. „Wir haben sehr viele Stammgäste“, freut sich Wirtin Susanne Paintmeier, die immer mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühling aufsperrt. Grund für die Beliebtheit sind neben den selbstgemachten Soßen, dem Obazda und dem Kartoffelsalat aus eigener Herstellung die legendären Spare-Ribs: „Auch wer sein eigenes Essen mitbringt, kann irgendwann nicht mehr widerstehen“, weiß die Wirtin aus Erfahrung.
Und so geht es auch vielen, die in Andechs einkehren. Insgesamt 1750 Plätze gehören zum Bräustüberl auf dem heiligen Berg, an schönen Sommertagen sind die begehrten Tische auf der Terrasse fünf Mal nacheinander besetzt. Wie in allen echten Biergärten des Starnberger Fünf-Seen-Landes ist das Publikum bunt gemischt. Um 20 Uhr wird in Andechs allerdings das letzte Bier ausgeschenkt, eine Stunde später ist Kehraus. Denn zur Tradition der Pilgergaststätte gehört es auch, dass sich die Schankzeiten am klösterlichen Tagesrhythmus orientieren – und abends um acht treffen sich die Benediktiner seit jeher zum Nachtgebet.
Vielleicht kurz komplett die Welten wechseln und im Biergarten des Restaurants Fischer in Stegen den Sonnenuntergang über dem Ammersee genießen? „Die geniale Lage ist unser absolutes Plus“, sagt Geschäftsführer Martin Rieb bescheiden. Er war viel in der Erlebnisgastronomie unterwegs, bevor er vor sechs Jahren das Kleinod übernahm und als trendigen Treff etablierte.
Seine 400 Biergartenplätze verteilen sich über die Beach-Area mit weißem Sand, die Relax-Area mit Liegestühlen und Palmen, die Lounge mit Sesseln und Sofas, den Hochtischbereich für eingefleischte Barhocker und den Kinderspielplatz mit großen Findlingen, von denen aus die Eltern das Treiben beobachten können. Wer seine Brotzeit aufpeppen will, holt sich hier statt Schweinshaxe das leichte Thai-Curry. Natürlich gibt’s auch die klassische Breze mit Obazdem, absoluter Hit sind die gefüllte Pute und das Roastbeef vom Smokergrill. „Drei Stunden in unserem Biergarten sind wie ein kleines Stück Urlaub“, sagt Martin Rieb. „Nicht nur am Abend, wenn die Sonne im See versinkt.“
Weitere Infos: Tourismusverband Starnberger Fünf-Seen-Land, Wittelsbacherstraße 2c, 82319 Starnberg,
Tel. 08151/90 600
Quelle: Kunz & Partner