Am 12. August ist es so weit. Dann beweisen echte Kerle ihre Zugkraft und küren ihren Meister in Lenggries, dem kleinen Urlaubsort rund 60 km vor den Toren Münchens am Brauneck. Es sind bereits die 59. Bayerischen Fingerhakel-Meisterschaften die im Rahmen der Lenggrieser Festwoche stattfinden.
Im Hakeln um den Sieg zählen nicht nur Kraft, Ausdauer und Technik, sondern natürlich auch die Unterstützung aus dem Publikum. 3 Euro kostet der Eintritt, um Teil des traditionellen Spektakels zu werden und bei zünftiger Musik seine Favoriten anzufeuern.
Normalerweise ist es verpönt, dem Mittelfinger eine solche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, aber bei den Wettkampf-Haklern liegen die Dinge anders. Da ist der Mittelfinger nicht nur einer unter fünfen, sondern das Zugtier, das über Sieg oder Niederlage entscheidet.
„Wer richtig gut in Form ist, hebt mit seinem Mittelfinger bis zu 150 Kilo“ und dafür ist kurz vor Wettkampfbeginn tägliches Training nötig. Aber nicht nur die Kraft, auch die Ausdauer muss trainiert werden. Nur wenn der ganze Körper bei den Vorbereitungen bedacht wird, können die Fingerakrobaten im traditionellsten Kampfsport Bayerns durchhalten. Er muss möglichst dick sein – denn dann hält der Lederriemen gut“, verrät Anton Utzschneider. Als Fingerhakler zieht er schon seit 25 Jahren seine Vereinskameraden in Ohlstadt über den Tisch. Darunter manchmal auch seinen Bruder Josef, den amtierenden bayerischen Meister des alpenländischen Traditionssports, der am 12. August seinen Titel erneut verteidigen will.
Bei der bayerischen Meisterschaft am 12. August in Lenggries geben rund 80 echte Kerle ihr Bestes im urbayerischen Traditionssport. Wie beim Boxen werden die Hakler nach Kilos klassifiziert: Leicht-, Mittel- und Halbschwergewicht. Wer mehr als 90 Kilo auf die Waage bringt, tritt im Schwergewicht an. Und dann heißt es: Mann gegen Mann.
Beide Kontrahenten sitzen wie beim Armdrücken gegenüber, fädeln die Finger in eine Schlaufe – den Lederriemen – und warten auf das Kommando: „Beide Hakler, fertig, zieht!" Danach zählen Reaktionsvermögen, Körperkraft, Technik und Schmerzresistenz. Wer seinen Gegner am Finger über die Seitenlinien auf dem Tisch zieht, hat gewonnen und wird vom Publikum gefeiert.
Angeblich bereinigten die Bewohner des Alpenraums früher beim Fingerhakeln ihre Streitigkeiten. Heute wird dieser Sport mit strengen Statuten ausgetragen, es gibt zahlreiche Vereine, die ihre Meister küren und sich gegenseitig messen.
1000 bis 1500 Zuschauer, die für ausgelassene Stimmung sorgen und „ihre Jungs“ lauthals unterstützen, werden auf dem Festplatz in Lenggries erwartet. Das urbayerische Kräftemessen startet um 10 Uhr und endet gegen 16 Uhr mit der Siegerehrung des neuen Bayerischen Meisters.
Der Urlaubsort Lenggries erstreckt sich rund 60 Kilometer südlich von München im idyllischen Isarwinkel. Imposante Berggipfel wie das Brauneck (1556 m) umgeben eine der flächenmäßig größten Gemeinden Deutschlands, durch die sich die wilde Isar schlängelt und der Region eine unverwechselbare Landschaft verleiht. Der Ortsname Lenggries leitet sich von „langen Gries“ ab, den riesigen Kiesbänken im Flussbett. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Gemeinde im Jahr 1257.
Weitere Infos: Gästeinformation Lenggries, Rathausplatz 2, 83661 Lenggries, Tel.: 08042-5008 800, Fax: 08042-5008 801, info@lenggries.de , www.lenggries.de
Bilder vom Fingerhakeln in Ohlstadt finden Sie in unserer Bildergalerie
Autor: Gerd Bruckner